Was ist Gemeindepädagogik?
Pädagogik
Menschen machen sich von klein auf ein Bild von sich selbst, von anderen, von der Welt, und auch von Gott, d.h. sie bilden sich. Bildung ist ein lebenslanger Prozess. Er schreibt sich als Biografie fort, entwickelt und verändert sich, sucht nach Gestaltung. Das Anliegen der Gemeindepädagogik ist es, Menschen dabei zu begleiten: genau hinzuschauen, wie sie leben, wie sich entwickeln und wie sie kommunizieren. Sie will wahrnehmen, was Menschen brauchen, um in ihrem eigenen Projekt der Bildung eine Sprache und Kultur zu finden, die ihnen entspricht. Für all das steht in einem weiten Sinne die „Pädagogik“ in der Gemeindepädagogik.
Gemeinde
Menschen können das nicht alleine. Gerade die großen Fragen im Lebensprojekt der Bildung, auch die nach Gott, brauchen Gemeinschaft, Austausch, Kommunikation, Räume, Rituale, Traditionen und Materialen, mit denen sie sich entwickeln können. Dafür steht die „Gemeinde“ in der Gemeindepädagogik. Und wieder in einem weiten Sinne: von den ortsgemeindlichen Projektgruppen bis zu Gemeinden auf Zeit wie dem Kirchentag. Es geht um Gemeinschaftswege im Raum der Kirche mit ihrem Räumen, Ritualen und Schätzen genauso wie um die vielen Schnittstellen zur Kommune und zum Gemeinwesen, in offenen Arbeitsformen, Kooperationen und gesellschaftlichem Engagement.
Kirchenreform
Gemeindepädagogik hält beides in einem weiten Horizont zusammen – und will damit Kirche auf dem Weg halten. Sie versteht sich als fortwährendes Projekt der Kirchenreform – ein anspruchsvolles Projekt.
Mitarbeitende
Dazu braucht es Menschen, die sich dafür ausbilden lassen, pädagogisch, sozialarbeiterisch, diakonisch wie theologisch – in der EKiR ist das die Berufsgruppe der „Mitarbeitenden im gemeindepädagogischen und diakonischen Dienst“.
Orte
Es braucht Stellen in Kirchengemeinden, Kirchenkreisen und auf landeskirchlicher Ebene, in der sich die enorme Vielfalt dieses Berufsfeldes entfalten kann: in der Arbeit mit Kinder/Jugendlichen, Erwachsenen und älteren Menschen, in Formen offener und staatlich refinanzierter Arbeit ebenso wie in gemeindlicher und regionaler Projektarbeit. Das Bildungspotential kirchlicher Arbeit ist reich und vielfältig.
Miteinander – dimensional, nicht sektoral
Dieses Miteinander sieht die Gemeindepädagogik immer in einem geteilten Horizont kirchlicher Aufgaben: Lebensdeutung/Verkündigung, Gemeinschaftsgestaltung, Feier/Kultur, Helfen und Bilden werden in ihrem im Miteinander und im Zusammenhang gestaltet. Dem entspricht das Miteinander der Tätigkeiten (auch ehrenamtlich) und der Berufsgruppen, die der Gemeindepädagogik wichtig ist. Sie versteht sich dimensional und nicht sektoral.
Unterstützung
Für all das braucht es Orte, Institutionen und Personal, die dafür Sorge tragen, dass diese Aufgaben professionell erfüllt werden und sich den Herausforderungen der Zukunft stellen können: Ausbildungsstätten wie die Ev. Fachhochschulen und die diakonischen Ausbildungsstätten, die religionspädagogischen Fortbildungsinstitute, Ämter für Jugendarbeit, die Jugendbildungsstätten ebenso wie unsere Erwachsenenbildungseinrichtungen. Und es braucht die Bildungsabteilungen und Mitarbeiterbeauftragten der Landeskirchen, die diese Anliegen kirchen- und bildungspolitisch verantworten und begleiten.
Auf’s Ganze gesehen…
…ist Gemeindepädagogik nicht nur ein spezielles Segment kirchlicher Arbeit, sondern eine Sichtweise auf die Gestaltung lebendigen Glaubens, in der sich Spiritualität und Bildung wechselseitig erschließen können und untrennbar aufeinander bezogen bleiben. Davon kann das Ganze kirchlicher Anliegen profitieren.